Sehr oft verwenden wir zum Beispiel die Wörter „müssen“ und „sollen“, womit wir einen Zwang von außen implizieren und die Verantwortung für unsere Entscheidungen, Gedanken und Gefühle an äußere Autoritäten oder andere Menschen abgeben. Die Eigenschaften und die Ziele, die uns persönlich im Leben wichtig sind, bilden unsere eigenen Werturteile und unterscheiden sich grundlegend von moralischen Urteilen.
BEISPIEL
„Ich muss heute arbeiten gehen.“
Eine äußere Autorität zwingt mich zu dieser Tätigkeit. Jemand anderer ist dafür verantwortlich – negative Wertung.
„Ich gehe heute arbeiten.“
Neutrale Beschreibung dessen, was ich vorhabe zu tun. Ich habe diese Entscheidung selber getroffen.
„Ich möchte heute arbeiten gehen, da ich mir ein neues Kleid kaufen möchte“.
„Wenn ich weiterhin diesen diesen Lebensstil (Wohnung, Essen, Freizeitaktivitäten, etc.) führen möchte, ist es notwendig heute zur Arbeit zu gehen, denn dadurch erhalte ich meinen Lohn, mit dem ich das finanzieren kann, was mir im Moment wichtig ist/ich beibehalten möchte.“
Wertfreie Beschreibung dessen, was notwendig ist, um etwas, was mir von Bedeutung ist zu erlangen – ich übernehme die Verantwortung, ich habe mich dafür entschieden.
Birkenbihl meint, dass, wenn wir etwas formulieren, das die Form sei, die wir unseren Gedanken geben. Wie reden wir zum Beispiel mit uns, wenn wir sauer sind?
Ich persönlich benutze oft das Wort „Scheiße“ – „Scheiße! Scheiße! Scheiße!
In diesem Moment bin ich wütend, frustriert, gereizt – auf alles und vor allem auf mich.
Wenn man die Formulierung ändert, transformiert man das, was man dabei erlebt. Somit ist es sinnvoll, wenn man die negative Emotion abschwächen oder verhindern möchte, sich eine andere Formulierung auszudenken und anzuwenden.
In meinem Fall habe ich aus „Scheiße“ „Kuhscheiße“ gemacht. Mit dem Effekt, dass ich meistens schon in dem Moment in dem ich das „K“ anspreche, mir selber die Luft aus den Segeln nehme und schmunzeln muss.
Der Vorschlag Birkenbihls lautet, die innere Haltung zu ändern (statt „ich bin sauer: „…das ist aber eine Herausforderung“, „…das ist ja faszinierend“). Eine Zwischenschritt könnte sein (wenn wir es nicht gleich zur „Faszination“ schaffen): „Wie soll ich denn das finden?“ oder „Wie finde ich denn das?“ Diese Aussagen geben uns die Möglichkeit, im zweiten Ansatz etwas Faszinierendes daran zu finden. In diesem Moment wird das sogenannte Problem zu einer Herausforderung (was kann mich diese Situation lehren?) und wir denken und empfinden dann automatisch ganz anders. Durch die Formulierung ändere ich somit meine Welt.
Oberflächliches und pauschales Lob, eine Gewohnheit, die sich häufig im Umgang mit Kindern findet, drückt wenig echte Wertschätzung aus. Statt dessen ist es angebracht, Folgendes zum Ausdruck zu bringen: Die Handlungen, die zu unserem Wohlbefinden beigetragen haben, unsere jeweiligen Bedürfnisse, die sich erfüllt haben und die angenehmen Gefühle, die sich durch die Erfüllung dieser Bedürfnisse eingestellt haben. Statt also einfach nur „Danke schön“ zu sagen, sollten wir zum Ausdruck bringen: Das hast du getan – so habe ich mich gefühlt – diese Bedürfnis von mir hast du erfüllt.
BEISPIEL
„Sarah, als du die Marillen für die Marmelade vorbereitet hast, habe ich mich unterstützt und erleichtert gefühlt, weil ich den Wunsch nach Ruhe gehabt habe und das hat mir die notwendige Zeit gegeben, die ich gebraucht habe.“
Umgekehrt ist es sinnvoll, in dem Moment, wo wir selber Anerkennung bekommen, diese anzunehmen, ohne uns dabei selbst zu überschätzen und ohne sie abzuwehren.
Lob und Wertschätzung stellen auch ein Feedback dar, es ist wichtig, dass es nicht kategorisiert, sondern persönlich ist. Dadurch kann auch unser Selbstwertgefühl wachsen.
„Du bist so ein braver Junge. Mutter liebt dich so sehr“
In diesem Fall wird der Junge für seine Mutter glücklich sein, nicht für sich selbst.
„Warum bist du nach wie vor mit mir in einer Partnerschaft?“
„Weil ich dich liebe.“ „Weil du so wunderbar bist.“
Diese Antworten sind leer und nichtssagend – jede hat das Bedürfnis, zu spüren und zu wissen, warum sie für die anderen wertvoll ist.