Wie ticke ich? | Persönlichkeit

    Persönlichkeit

    Was unter dem Begriff „Persönlichkeit“ zu verstehen ist, darüber sind sich die Wissenschaft und Psychologie noch uneinig. Trotz Diskussionen lässt sich zusammenfassen, dass jeder Mensch seine spezielle und unverwechselbare Art und Weise hat zu handeln, zu denken, zu fühlen, wahrzunehmen und auf die Außenwelt zu reagieren.

    Seit jeher suchen die Menschen nach Gemeinsamkeiten von Persönlichkeiten – nach einer Einteilung und Zuordnung. Es haben sich unzählige Lehren und Theorien entwickelt. Die Benennung von Kategorien ist ein traditioneller Weg, um Informationen zu organisieren. Hinter der Typisierung steckt der Wunsch, die Vielfalt der Erscheinungen des Menschen in eine systematische Ordnung zu bringen. Jeder Mensch ist individuell und einzigartig. Somit birgt der Versuch, Menschen zu kategorisieren, die Gefahr der „Schubladisierung“.

    1921 veröffentlichte C. G. Jung sein Werk „Psychologische Typen“, worin die Dimensionen der Persönlichkeit beschrieben werden. In den letzten Jahren ist durch die PSI-Theorie (Julius Kuhl) ein vertiefter und wissenschaftlich fundierter Einblick in die Funktionsweisen und die Entstehung von psychischen Systemen möglich geworden. Deshalb kann man nun die Ideen Jungs mit modernen psychologischen Verfahren belegen und ergänzen.

    Es ist ein schon in der frühen Wissenschaftsgeschichte bekanntes Unternehmen des nachdenklichen Verstandes gewesen, zwischen den Polen der absoluten Ähnlichkeit und Unähnlichkeit menschlicher Wesen Zwischenstufen einzuschalten, sogenannte Typen, oder – wie man sie früher nannte – Temperamente, welche Gleichheit und Ungleichheit in gesetzmäßige Formen fassten.
    C. G. Jung

    Die PSI-Theorie (Persönlichkeits-System-Interaktionen), welche von Julius Kuhl begründet wurde, beruht auf unterschiedlichen Theorien, Forschungsbefunden und Erkenntnissen, die besagen, dass die gewohnheitsmäßige Verwendung bestimmter Hirnstrukturen Wahrnehmung und Verhalten prägen und so persönlichkeitsbildend wirken. Ursache für die unterschiedliche Verwendung ist ein Zusammenspiel aus Konstitution, Gewohnheit und Affektsteuerung. Die PSI-Theorie geht von vier sich voneinander unterscheidenden „kognitiven“ Systemen aus, welche mit bestimmten Affekten verbunden sind. Diese Systeme entziehen sich der direkten Beobachtung und können jeweils mehrere Systemebenen umfassen. Je nachdem welche Systeme man gewohnheitsmäßig verwendet, werden die individuellen Vorlieben, Talente, Motivationen und die vorherrschende Gefühlslage geprägt. Mittels der PSI-Theorie kann unter anderem eruiert werden, wodurch ein bestimmtes Verhalten motiviert ist und ob die jeweilige Herangehensweise in einer bestimmten Situation vor- oder nachteilig ist.

     

     

    Persönlichkeitsbeurteilungen liefern Hypothesen zur Selbsteinschätzung. Diese prüfen wir für uns selber, um herauszufinden, ob sie auf uns konkret zutreffen – niemand anderer kann uns sagen, wer oder wie wir sind. Anhand der Zuordnung gibt es Hinweise auf unsere Persönlichkeitsstruktur und die damit verbundenen Fähigkeiten und Eigenschaften. Allerdings verhalten wir uns nicht immer gemäß unserem „Typ“ – es gibt viele Faktoren, die das Verhalten von Menschen beeinflussen und bestimmen.

     

    Keine Theorie, keine Kategorisierung und kein Test kann die Einzigartigkeit einer Persönlichkeit erfassen. Sie können aber hilfreich sein, um uns selbst besser wahrzunehmen und über diese Selbstreflexion auch zu lernen, mit uns und anderen besser und verständnisvoller umzugehen.

     

     

    Jung, Carl Gustav: http://integralesleben.org
    Grafik: http://www.andreakuhl-stiftung.de
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